RFP: 9 Kriterien einen Übersetzungsanbieter mit MT-Erfahrung zu finden

RFP: 9 Kriterien einen Übersetzungsanbieter mit MT-Erfahrung zu finden

Dank künstlicher Intelligenz und Co. erlebt maschinelle Übersetzung eine nie dagewesene Blütephase. Der MT-Markt ist von kontinuierlicher Innovation geprägt, der Reifegrad der angebotenen Technologien schwankt aber noch erheblich. Wie können Unternehmen mit Bedarf an Softwareübersetzungen die Früchte der Technologie ernten, ohne einen „faulen Apfel“ zu greifen? Milengo beleuchtet 9 Aspekte, die Sie bei der Suche nach einem Übersetzungsdienstleister mit MT-Expertise nicht außer Acht lassen sollten.

1. Content-Eignung

Maschinelle Übersetzung ist kein Patentrezept für sämtliche Firmenkommunikation – unter Umständen wirkt MT bei Softwaredokumentation Wunder, während sie bei sprachlich anspruchsvollem Marketingmaterial versagt. Ein erfahrener Anbieter verspricht Ihnen nicht das Blaue vom Himmel, sondern berät Sie eingehend, wo MT Sinn macht und welche Inhalte besser bei einem menschlichen Fachübersetzer aufgehoben sind.

2. Sprachenunterstützung

Die Leistungsstärke einer MT-Plattform kann sprachenabhängig stark variieren: Vielleicht erzielt sie bei Softwareübersetzungen aus dem Englischen exzellente Ergebnisse, produziert jedoch bei deutschen Ausgangsdokumenten holprige Texte und unterstützt andere Sprachen erst gar nicht. Klären Sie deshalb frühzeitig ab, für welche der von Ihnen benötigten Sprachkombinationen hochwertige MT angeboten wird.

3. Preistransparenz

Deutlich niedrigere Übersetzungskosten sind oft das ausschlaggebende Argument pro MT. Wenn Sie im Rahmen einer Ausschreibung Preislisten von Anbietern einholen, sollten Sie sich deshalb nicht mit Pauschalpreisen für benötigte Sprachkombinationen zufriedengeben, sondern gesonderte Kostenvoranschläge für konventionelle Übersetzungen und MTPE verlangen. Auf diese Weise verschaffen Sie sich einen Überblick über die genauen Preisunterschiede zwischen den beiden Ansätzen.

4. Definierte Qualitätsstandards

Für Softwarelokalisierung und die Corporate Language Ihres Unternehmens gelten klare Regeln im Hinblick auf Terminologie, Tonalität und Stilistik. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass auch MT Ihre Qualitätsansprüche erfüllt. Fragen Sie deshalb gezielt nach: Wie unterscheiden sich MT + Post-Editing (MTPE) vom konventionellen Workflow aus menschlicher Übersetzung und Lektorat? Werden unterschiedliche und nachvollziehbar dokumentierte Qualitätsstufen (z. B. Light Post-Editing vs Full Post-Editing) angeboten? Nur wenn die zu liefernde Qualität klar definiert wurde, erleben Sie am Ende keine böse Überraschung.

5. Post-Editing-Expertise

Post-Editing – die Nachbearbeitung einer maschinellen Rohübersetzung auf ein gefordertes Qualitätsmaß – erfordert andere Qualifikationen als klassisches Übersetzen. Die Rolle des Post-Editors ist relativ jung und befindet sich vielerorts noch in der Professionalisierungsphase. Klären Sie deshalb im Verlauf eines RfP ab, ob Anbieter eindeutige Richtlinien für das Post-Editing von Software definiert haben, eine umfassende Qualitätssicherung betreiben und ihre Übersetzer im Bereich MTPE ausreichend schulen.

6. Customization

Moderne MT-Systeme sind „lernfähig“, das heißt, sie können gezielt mit Ihrer Terminologie und Softwaredokumentation gefüttert werden und dadurch immer bessere Ergebnisse erzielen. Achten Sie deshalb darauf, einen Anbieter auszuwählen, der über umfassende Erfahrung im Training von MT-Engines verfügt oder gar mehrere MT-Lösungen unterhält, die für bestimmte Content-Arten oder Sprachkombinationen optimierbar sind.

7. Datenschutz

Kostenlose MT-Dienste wie die Basisversion von Google Translate speichern Ihre übersetzten Inhalte auf Servern des Anbieters und werten diese zur Verbesserung des Algorithmus aus. Gerade bei sensiblen Geschäftsdaten ist das datenschutzrechtlich hochproblematisch. Bei Ausschreibungen sollten Sie sich in jedem Fall absichern, dass aufseiten des Übersetzungsanbieters bei der Nutzung externer MT-Engines Datenschutzvorkehrungen vorhanden sind, die mit Ihren Compliance-Anforderungen in Einklang stehen.

8. Innovationsfähigkeit

Die Qualität von MT wird kontinuierlich flüssiger – für Ihr Unternehmen kann das mehr Kosteneffizienz und eine schnellere Markteinführung bedeuten. Sie profitieren jedoch nur von diesem technischen Fortschritt, wenn Ihr Übersetzungsanbieter mit den neuesten MT-Trends Schritt hält und diese konsequent implementiert. Bringen Sie also in Erfahrung: Welchen Reifegrad weist die eingesetzte MT-Plattform auf? An welchen Innovationen im Bereich MT arbeitet der Anbieter gerade? Unterhält er eine erfahrene MT-Abteilung, die neue Entwicklungen im Bereich MT proaktiv berücksichtigen kann?

9. Technische Integration

Die meisten Unternehmen nutzen zur Übersetzungsverwaltung Translation-Management-Systeme (TMS) wie memoQ, Trados Studio oder Across. Nicht jedes MT-System ist jedoch mit jedem TMS kompatibel. Erfragen Sie also frühzeitig, ob und wie maschinelle Übersetzung technisch in Ihr TMS oder Ihre Redaktionssysteme eingebunden werden kann.

Johannes Rahm

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Johannes ist ein erfahrener Übersetzer, Copywriter und SEO-Spezialist, der seit über einem Jahrzehnt in der Lokalisierungsbranche aktiv ist. Sein Fokus liegt dabei auf der Übersetzung von Marketing-Content für führende B2B-Unternehmen in der DACH-Region. Trotz seiner Passion für Science Fiction hält er die menschliche Sprache auch im Zeitalter von KI für unsere mächtigste „Technologie“ und erkundet fortlaufend ihr Potenzial, Menschen und Organisationen zusammenzubringen und zu inspirieren.