5 Lokalisierungstrends für 2021

5 Lokalisierungstrends für 2021

Das Beste, was man nach dem zurückliegenden Jahr tun kann, ist nach vorne zu blicken. Und tatsächlich erwarten die Übersetzungsbranche dort faszinierende Entwicklungen Milengo präsentiert Ihnen wichtige Lokalisierungstrends, die Sie bei der strategischen Planung für 2021 berücksichtigen sollten

1. Kommunikationsvielfalt

Im Jahr 2022 werden Videos 82% des weltweiten Online-Datenverkehrs ausmachen.Parallel dazu soll der Markt für E-Learning infolge des Siegeszugs von Remote Work bis 2025 auf rund 325 Milliarden US-Dollar anwachsen. Daraus ergibt sich ein gigantisches Potenzial für Multimedia-Übersetzungen, befeuert durch Trends wie Microlearning, Gamification und Virtual Reality. Da immer mehr Videos >unterwegs oder auf Arbeit ohne Ton a werden, steigt zugleich der Bedarf an Untertiteln, Texteinblendungen & Co.

Künstliche Intelligenz wird bei der Lokalisierung von Multimediainhalten eine wichtige Rolle spielen. Ein Beispiel sind automatisierte Transkriptionsv erfahren, die etwa bei der Erzeugung von Closed-Caption-Untertiteln zum Einsatz kommen. Zum anderen sind Systeme wie Googles Translatotron inzwischen in der Lage, gesprochene Sprache direkt als Sprachsynthese in ein e Fremdsprache zu übertragen. Unternehmen, die Video-Content zu einem wichtigen Eckpfeiler ihrer globalen Kommunikationsstrategie machen wollen, benötigen künftig einen Partner, der nicht nur mit Übersetzungsprozessen vertraut, sondern auch im Umgang mit Multimedia-Lokalisierung versiert ist.

Unser guter Vorsatz für das neue Jahr: Weltweites Lernen in jeder Sprache, kostengünstig und schnell verfügbar gemacht dank moderner KI-Technologie

„In Zeiten der Krise spielen Übersetzungen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung globaler Kommunikationsflüsse. 2021 werden Trends wie KI und Automatisierung der Branche einen weiteren Innovationsschub verleihen.“

Roman Kotzsch

CEO Milengo

2. Neue Berührungspunkte zwischen Mensch und Maschine

Niemand bezweifelt, dass maschinelle Übersetzung (MT) dem nächsten Jahrzehnt seinen Stempel aufdrückt. Prognosen zufolge soll der Markt bei einer jährlichen Wachstumsrate von 17 Prozent bis 2026 ein Volumen von 1,5 Milliarden US-Dollar erreichen, befördert durch Industrien wie die Automobil-, Software- und Finanzbranche. Der anfängliche Hype zum Start von Neural MT im Jahr 2016 ist inzwischen jedoch etwas abgeflacht: Trotz beeindruckender Ergebnisse dank Deep Learning kann noch keine Maschine die komplexen kognitiven Prozesse abbilden, die der oft subjektiven und unberechenbaren menschlichen Sprache zugrunde liegen.

Der gefühlte Konflikt “Man vs. Machine” ist somit dem Bemühen gewichen, eine symbiotischere Verbindung zwischen Mensch und Maschine herzustellen. Die Marktanalysten von Gartner nennen das Augmented Intelligence – Technologie soll dem Mensch helfen, besser, intelligenter und glücklicher zu werden, anstatt ihn zum Erfüllungsgehilfen des technologischen Fortschritts zu degradieren.

Durch Augmented Translation ergeben sich spannende Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine – etwa in Form innovativer Post-Editing-Workflows, wie ihn Milengo mit Managed MT entwickelt hat: einem modularen, KI-gestützten Qualitätssicherungs verfahren, das vor allem bei der Übersetzung großer Text mengen neue Produktivitätsmaßstäbe setzt.

Unser guter Vorsatz für das neue Jahr:

Eine optimale Balance zwischen de sprachlichen Finesse von Menschen und der überlegenen Effizienz maschineller Übersetzung

3. Eine knappe Ressource

Der legendäre Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem warnte einst davor, künstliche Intelligenz könne mit einem „Verfall der Fantasie und Intelligenz der Menschen einhergehen. Auch maschinelle Übersetzung birgt diese Gefahr, wenn sich Übersetzer zu stark auf DeepL & und andere digitale Hilfsmittel verlassen, anstatt ihre eigene translatorische Kompetenz am Text zu schärfen.

Gerade in Disziplinen wie der Marketing-Übersetzung, wo Kreativität und Sprachkunst gefragt sind, ist inzwischen in der Breite ein Mangel an gut ausgebildeten Übersetzern zu verzeichnen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich weniger junge Menschen für eine klassische Übersetzerausbildung entscheiden, da der Vormarsch maschineller Übersetzung und der immer höhere Lohndruck in der Branche die Karriereperspektiven schmälern. Folglich werden sich Unternehmen zukünftig ein umkämpftes Wettrennen um die besten Übersetzungstalente liefern müssen.

Wenn Sie mit einem Übersetzungsdienstleister zusammenarbeiten, sollten Sie deshalb Folgendes in Erfahrung bringen: Gibt es strenge Auswahlverfahren für Übersetzer? Wirdlangjährige Berufserfahrung bzw. eine universitäre Ausbildung vorausgesetzt? Bietet die Agentur ausreichend attraktive Arbeitsbedingungen, sodass die Übersetzungsqualität nicht durch eine hohe Fluktuation beeinträchtigt wird? Auch Sie selbst können einen Beitrag leisten, indem Sie Übersetzer durch Produktschulungen sowie die Bereitstellung von Styleguides und Terminologieglossare die Arbeit erleichtern und so die Grundlagen für eine langfristige Zusammenarbeit schaffen.

Unser guter Vorsatz für das neue Jahr:

Eine neu entdeckte Wertschätzung für die Arbeit von Übersetzerinnen und Übersetzern, die nicht als selbstverständlich hingenommen werden darf

4. Automatisch. Praktisch. Gut

Das ungarische Start-up BeLazy entwickelt Middleware, die Translation-Management-Systeme, CAT-Tools und kundenseitige Business-Management-Systeme miteinander verknüpft. Damit trifft das von ehemaligen memoQ-Mitarbeitern gegründete Unternehmen einen Nerv der Zeit: In zahlreichen Wirtschaftszweigen tragen Integrationstechnologien dazu bei, langsame und fehleranfällige Arbeitsabläufe zubeseitigen.

Mittels Konnektoren und APIs werden alle Komponenten des Übersetzungsworkflows vernetzt und hochgradig automatisiert. Robuste Konnektivität ist ein Schlüssel für 2021 – gerade für Unternehmen, die viele kleine, repetitive Übersetzungsprojekte bewältigen müssen, welche mit einem hohen administrativen Aufwand einhergehen.

Dennoch sollte Automatisierung nicht zu einem Mantra werden, das blind befolgt wird. Umstritten ist etwa die automatische Bewertung der Qualität von maschinellen Übersetzungen mittels BLEU-Score oder der Einsatz von KI bei der Rekrutierung geeigneter Übersetzer. In beiden Fällen geht nichts über das Urteilsvermögen menschlicher Experten.

Unser guter Vorsatz für das neue Jahr:

Ein integrierter Übersetzungskreislauf, der allen Beteiligten reibungsloses Arbeiten mit ehemals inkompatiblen Tools ermöglicht– ohne Frust, Zeitfresser oder repetitives Copy&Paste

5. Märktein Bewegung

asiatisch-pazifische Raum ist im internationalen Vergleich die Region mit der höchsten Dynamik. Mitte November 2020 haben 15 Staaten aus der Region das Handelsabkommen RCEP unterzeichnet und damit die größte Freihandelszone der Welt geschaffen ein Wirtschaftsraum mit 2,2 Milliarden Einwohnern (zum Vergleich: EU 447 Millionen). Das RCEP manifestiert das wachsende Selbstverständnis der Region und dürfte durch massiven Zollabbau für die Expansion von Handel und Investitionen sorgen; Prognosen zufolge werden von RCEP vor allem China, Japan und Südkorea profitieren, während die Wettbewerbsfähigkeit europäische und amerikanische Exportunternehmen in Ost- und Südostasien sink en könnte. Für die Übersetzungsbranche könnte das bedeuten, dass insbesondere südostasiatische Sprachen wie Vietnamesisch, Thailändisch oder Indonesisch einen neuen Aufschwung erleben.

Johannes Rahm

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Johannes ist ein erfahrener Übersetzer, Copywriter und SEO-Spezialist, der seit über einem Jahrzehnt in der Lokalisierungsbranche aktiv ist. Sein Fokus liegt dabei auf der Übersetzung von Marketing-Content für führende B2B-Unternehmen in der DACH-Region. Trotz seiner Passion für Science Fiction hält er die menschliche Sprache auch im Zeitalter von KI für unsere mächtigste „Technologie“ und erkundet fortlaufend ihr Potenzial, Menschen und Organisationen zusammenzubringen und zu inspirieren.